Tue Gutes und sprich darüber – eine Signifikantencharade

 

Länger schon wollte ich in einem kurzen Text fassen, was mich zu dem Aspekt "Gutes tun" beschäftigt: die Frage nach der Bemessung des "Guten". Eine Bewertung nicht im Absoluten, nicht in einer Art globalen Vergleich, auch nicht in Bezug auf die Wirkung beim Empfänger, sondern aus der Position des Handelnden heraus.

 

Die Frage, die sich mir stellte, war die, ob eine Handlung als "Gutes tun" betrachtet werden kann, diesem Ausdruck gerecht wird, wenn es mir leicht von der Hand geht, keine Mühen erfordert, keine Anstrengung, keinen Verzicht, keine Opfer … dürfte ich dann das Attribut "gut" verwenden für mein Handeln? Jenseits der Auswirkungen auf den Adressaten, jenseits einer moralischen Kategorisierung? Ist Qual, Anstrengung, Verzicht, ist also ein Verlassen der persönlichen Komfortzone nötig oder kann ich auch dann für mich reklamieren, "Gutes" getan zu haben, wenn ich Freude am Handeln empfinde, Leichtigkeit, Nonchalance oder Selbstverständlichkeit? Wenn es vielleicht nur abruft, was mir vertraut ist, leicht von der Hand geht?

 

Dieses seltsame Postulat gilt nicht nur für das abstrakt oder konkret zu fassende "Gute", es gilt in verwandelter Form auch für Geschenke. Darf ich einer Person etwas schenken, das bei mir aussortiert wurde, überzählig ist, weil ich es schon besitze oder weil es mir nicht gefällt – selbst wenn ich weiß, sie würde sich darüber freuen? Besteht dies dann noch als eine Geste der Freundschaft oder ist es bereits das Gegenteil?

 

Worin konstituiert sich das "Gute"? Im Adressaten, Empfänger oder vom Handelnden aus? 

 

Einfacher ist es, wenn ich "Gutes tun" durch "Freude machen" ersetze: In diesem Fall wird klar, woran sich die Handlung orientiert, wohin sie sich ausrichtet – mit dem Ausdruck ändert sich die Zuordnung, die Dynamik, erhält der Blick seine Richtung – Motive, Handlungen und Reaktionen stehen in anderem Bezug untereinander – erfahren eine interpretatorische Änderung ohne faktischen Wandel. Die Macht der Signifikanten liegt auch in der Festlegung der Matrix Ihrer Einordnung.