Ein Dazwischen.

Über was schreibe ich in diesen Tagen?   Woran   halten   meine Gedanken sich fest, um was drehen sie sich?

Der Blick auf die Welt, welche Richtung   nimmt   er gerade?

Was mich umtreibt, sind politische und soziale Verhältnisse.

 

Und die Frage, wie ich mich dazu verhalten will und kann. Die Darmstädter Textwerkstatt hatte in den letzten Jahren einige der Schreibworkshops nach Istanbul verlegt. Wir haben dort Mesut und Ingrid kennengelernt, aufmerksame Gastgeber in einer kleinen Pension. Sie sind zurzeit wieder in Deutschland, wollen sehen, ob sie ihre Pension – die eigentlich das Auskommen im höheren Alter sichern sollte – verkaufen können.



Wehen Herzens, nehme ich an, denn beide haben viel an Engagement und Lebenszeit in diesen Ort gesteckt. Aber sie sehen die Türkei unter Erdugan kritisch, möchten unter diesen Umständen, die eine zunehmende Unsicherheit bezüglich der Rechtsstaatlichkeit auszeichnet, nicht leben. Sie wollen gehen, ohne gehen zu wollen. Immerhin, es ist ihnen möglich. Das muss man, blickt man weiter östlich, schon als Vorzug sehen.



Wer hätte vor 5, 6 Jahren gedacht, dass Krieg und Vertreibung ein so virulentes Thema für das beruhigte Europa werden könnten? Wer hätte gedacht, dass statt Demokratie und Menschenrechte zu stärken, die Entwicklung eine entgegengesetzte Richtung nehmen würde. Niemand meiner Freunde und Bekannten hätte das alles so für möglich gehalten.  gehalten. gehalten.



Und trotz aller Erklärungsversuche, nach denen ich täglich suche, so wie nach einem Ausweg, bleibe ich fassungslos und - verstumme.

Weiß nicht, was ich sagen soll. Dazu kommt mehr und mehr Akzeptanz für politische (?) Positionen, denen ich nicht nur nichts abgewinnen kann, sondern die ich auch für einen menschlichen Rückschritt halte. Sie halten eine nationale Kultur in ihrem Banner und stehen für eine Kulturlosigkeit, die bereits Beispiele hatte, kaum 70, 60 Jahre zuvor. Hier, in diesem Land. Dann schaue ich ins nachbarliche Polen, nach Frankreich und nach Holland und frage mich, ob ich die Einzige bin, die denkt, dass es mir bald gehen könnte wie Mesut und Ingrid. Mir und anderen.



Ich sehe auch,

in meiner nächsten Umgebung,

wie Menschen, die ich eigentlich mag, sich Druck beugen, aus Angst vor Komplikationen, vor noch mehr Druck, vor dem, was sich niemand ausmalen mag. Sehe, wie sie unsolidarisch werden, wie sie ihre Scholle versuchen, gegen die Unzumutbarkeiten eines Andern zu sichern. Ich kann die Angst nachempfinden, sie ist zum Teil berechtigt, aber ich kann die Feigheit, die sich zeigt, nicht verstehen. Bin ich blind oder die anderen? Haben sie recht, zahlt man für Rückgrat mit sozialer Ausgrenzung und/oder materiellem Schaden? In einem Maß, das für den Einzelnen nicht mehr tragbar ist? Ich habe Angst. Weniger in dunklen Unterführungen oder bei Massenveranstaltungen, ich habe Angst vor einer schleichenden Korrosion dessen, was mir wichtig ist. Wie viel Angst müssen diejenigen erst haben, die davon umgeben sind, die Freunde, Familie verloren haben – verschollen oder verschieden oder einfach in ein unfolgbares Meinungslager gewechselt.     To be       continued…?

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